Auch ein Zufallsraser ist ein Raser
Auch wer die Geschwindigkeitslimite des Rasertatbestands um lediglich einen Stundenkilometer überschreitet, muss entgegen einem Urteil des Obergerichts des Kantons Bern zu mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe verurteilt werden (BGer 6B_41/2015 vom 29.01.2016).
Die erste Instanz hatte nach Art. 90 Abs. 2 SVG verurteilt, die zweite dann aber den Rasertatbestand angewendet, die Strafe aber mit 11 Monaten und einer Verbindungsbusse von CHF 1,200.00 zu tief angesetzt:
Si la cour cantonale a diminué la quotité de la peine privative de liberté du nombre de jours-amende afin d’éviter une aggravation de celle-ci, conformément à la jurisprudence rendue en lien avec l’art. 42 al. 4 CP, elle a toutefois prononcé une peine inférieure au minimum légal sans pour autant retenir de motifs d’atténuation. La combinaison d’une peine privative de liberté de 11 mois avec sursis et d’une peine pécuniaire de 30 jours-amende est plus favorable que la peine privative de liberté d’une année prévue par l’art. 90 al. 3 LCR, ce indépendamment de la perception du condamné. Par conséquent, la cour cantonale est sortie du cadre légal et a ainsi violé le droit fédéral (E. 1.5).
Das Bundesgericht stellt sich damit weiterhin und m.E. ohne Not gegen die verfassungskonforme Auslegung des Rasertatbestands (Art. 90 Abs. 3 und 4 SVG). Das Bundesgericht hat den Sack übrigens zugemacht und reformatorisch entschieden.
2 Verständnisfragen: 1. Warum überschreitet die Geschwindigkeit von 141 km/h den Rasertatbestand von 160 km/h? Warum ist die Auslegung nicht verfassungskonform?
aus dem SVG:
und: verfassungskonform ausgelegt hatten offenbar im Ergebnis die beiden ersten Instanzen.
Danke für die prompte Antwort! 2 Anschlussverständnisfragen: 1. Die Strasse war eine 80er (“limité à 80 km/h”, faits B) d.h. nach Buchst d gibt 80 dazu 160, warum ist dann 141 “um einen Stundenkilometer” darüber, das sind doch 19 zuwenig, auch ohne TI-30? 2. Welchen BV-Artikel verletzt welche Erwägung des Urteils des Bger?
Wenn es sich bei der Strasse um eine Ausserortsstrecke mit Signalisation 2.53 (Ende der Höchstgeschwindigkeit i.S.v. Art. 32 SSV) handelt so entspricht dies gemäss Art. 90 Abs. 4 lit. c SVG, um eine Strecke, wo die Höchstgeschwindigkeit höchstens 80 km/h beträgt. Somit gilt bei einer netto Tempo-Überschreitung von mindestens 140 km/h der qualifizierte “Raser-Tatbestand”.
Strecken mit einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 80 km/h sind Autostrassen und Autobahnen (100 resp. 120 km/h).
Nachtrag: Buchstabe c ist natürlich anwendbar, mea culpa!