Bonin und die Plädoyers
Im Podcast Auf dem Weg als Anwält:in blickt Kollege Duri Bonin mit Beat Stocker auf den Vincenz-Prozess zurück und spricht in der aktuellen Folge über die Plädoyers der Verteidigung.
Während v.a. in Zürich erwartet wird, dass die Verteidigung die Plädoyers vorgängig schriftlich den Beteiligten zur Verfügung stellt und dann brav vorliest, ist die Aktennahme schriftlicher Plädoyernotizen in anderen Teilen der Schweiz unter Hinweis auf den Grundsatz der Öffentlichkeit und Mündlichkeit des Verfahrens nur ausnahmsweise überhaupt erlaubt.
Zu den damit verbundenen Problemen und auch möglichen Lösungsansätzen insbesondere bei komplizierten Wirtschaftsstrafsachen mit Terabytes an Informationen liefert der Podcast wertvolle Hinweise.
Abgesehen vom Fachlichen ist der Podcast extrem interessant, weil ein Direktbetroffener darüber spricht, wie er eine Hauptverhandlung mit stunden-, ja tagelangen Plädoyers erlebt.
Ich mag diesen Podcast. Zum einen, weil ich durch ihn schon zwei, drei Mal eine andere Sicht auf ein gewisses „Problem“ gewonnen habe. Zum Anderen aber, und dies wiegt noch viel schwerer, weil ich es extrem unterhaltsam finde, wie ein „Strafverteidiger“ (ich habe ihn noch nie in einem „relevanten“ Fall gesehen), sich die Freiheit nimmt, von der Kanzel herunterzudozieren und dabei z.B. auch Beat Stocker mehrmals (zumindest unterschwellig) zu verstehen geben will, dass seine Verteidigung schlecht verteidigt hat (d.h. dass Kollege Bonin es ganz anders gemacht hätte – obwohl er nicht mal Aktenkenntnis hat). Sehr schlechter Stil… ich werde den Podcast jedoch weiterhören. Zur Belustigung!
@RA Kollege: War Stocker denn verteidigt?
Mich würden Ihre Gedanken interessieren, welche hinter dieser rhetorischen Frage stecken.
@gs: Aus den Ausführungen von Beat Stocker könnte man schliessen, dass die Verteidigung v.a. zu Beginn des Verfahrens ihre Rolle nicht gefunden hat.
Das verwirrt mich.
Hat Herr Stocker das Urteil nicht angefochten? Ist es nun rechtskräftig?
Welche Rolle der Verteidigung? Ich dachte immer, der Anwalt gibt rechtliche Ratschläge und der zahlende Klient entscheidet letztlich, was gemacht wird? Ist es derart weltfremd, dass es nicht Herr Stocker war, der sein Auftreten im Verfahren so gewollt hat? Warum denken alle, dass der Anwalt seinen Job nicht gut gemacht haben soll?
Und wer ist dieser Herr Bonin? Sass er während den Anwaltsgesprächen unter dem Tisch? Warum weiss er das alles?
@Anonymous: Dass es angefochten ist, wissen Sie. Und Stocker beklagt sich auch nicht darüber, nicht selbst über seine Strategie entschieden zu haben. Ich schliesse aus dem Gehörten, dass die Verteidigung von Stocker am Anfang des Verfahrens offenbar etwas blauäugig war. Ob das auf den Verteidiger zurückzuführen ist weiss ich ebenso wenig wie ich beurteilen kann, ob es unter dem Strich richtig war. Das wird sich zeigen.
Ich habe sämtliche Podcasts gehört. Sie waren treue Begleiter meiner Lernzeit für die Anwaltsprüfung. Meines Erachtens wird immer sehr sachlich und respektvoll berichtet. So auch in diesem Fall. Auf jeden Fall finde ich auch, dass die Interviews mit Beat Stocker sehr respektvoll aber auch kritisch geführt werden. Als Gerichtsschreiber finde ich die Meinungen aus den Podcasts sehr spannend. Ich bilde mich auch mit dem strafprozess.ch Blog von Kollege kj weiter und versuche jeden Tag dazu zu lernen. Besten Dank für Ihre ehrenamtliche Blog-Tätigkeit, Herr Kollege.
Die Bemerkung von RA Kollege, dass er Fälle nach Relevanz unterscheidet, verstehe ich nicht. Fälle sind für die Betroffenen und Verfahrensbeteiligten immer relevant.
@Anonymous:
Der Podcaster war Zuschauer der Prozesse. Vgl. https://www.nzz.ch/wirtschaft/strafrecht-experten-zum-fall-vincenz-erstaunlich-hartes-urteil-ld.1679726
Ich finde den Podcast hervorragend, sachlich ausgewogen und lehrreich. Danke vielmal für die vielen Beiträge und Interviews.
Art. 24 Fairness und Kollegialität
Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte greifen Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Berufsausübung nicht persönlich an.
Es handelt sich hier um den ersten Artikel unter dem Titel „Verhalten gegenüber Kolleginnen und Kollegen“ aus den für alle Mitglieder des SAV verbindlichen Standesregeln.des Anwaltsverbandes.
@Zaungast: Danke für den Hinweis. Die Standesregeln waren mir nicht bekannt. Aber sind Sie sicher, dass das ein persönlicher Angriff war?
@Anonymus: Sie haben recht. Das verwirrt wirklich. Die Standesregeln als tote Buchstaben? Anscheinend gibt es auch innerhalb der Anwaltschaft ziemliche Neider. Die grösste Kritik kommt erfahrungsgemäss ja immer von denjenigen, die gerne auch mal eine Rolle in einem mediatisierten Wirtschaftsprozess spielen möchten, sicher leider aber seit jeher mit kleineren amtlichen Mandaten zufrieden geben dürfen.
@RA: Erfahrungsgemäss 😉
Ich finde den Podcast hervorragend und freue mich auf weitere Folgen mit Beat Stocker. Es ist für uns als Praktiker wahnsinnig bereichernd, einen solchen Prozess so intensiv aus der Perspektive des Beschuldigten mitzuerleben.
Duri Bonin erlebe ich in diesem Podcast als sehr reflektiert und kritisch, aber ausgewogen. Er betont immer wieder, dass er die Akten nicht kennt und es „die Wahrheit“ bzw. „Richtig oder Falsch“ nicht gibt. Er stellt Beat Stocker kritische Fragen. Erst die Antworten lassen auf die Instruktion und Betreuung durch die Verteidiger schliessen. Das als unkollegial darzustellen ist schon fast lächerlich, mit Verlaub… Was soll denn bitte die Kollegin Senn sagen, die in den Medien durch Berufskollegen angegriffen wurde ? Dem Kollegen Bonin Unkollegialität oder Neid zu erstellen erscheint mir doch sehr empfindlich.
Denn Herren Bonin und Jeker danke ich für die wertvolle Arbeit , bitte machen Sie weiter so.
@Caprice: Herzlichen Dank.
Uns ist es nicht primär darum gegangen, ob die Beschuldigten jetzt tatsächlich schuldig sind oder nicht. Wir wollten in unserem Podcast anhand eines Beispiels aufzeigen, wie ein Strafprozess funktioniert – aus Sicht des Verteidigers, der Staatsanwaltschaft und des Gerichts. Für ein nächstes Mal müssten wir das besser mit unserer eigenen Anwaltstätigkeit koordinieren. Wir rechneten mit vier Prozesstagen, und daraus wurde ein dreimonatiges, intensives Podcasten. Ich bin sehr froh, dass jetzt Ostern ist.
Dazu. Was haben Sie überhaupt gezeigt? Das, was gesehen werden sollte“? Mit anderen Worten:, der Informant der Staatsanwaltschaft hat seine Rolle bestens erfüllt.