John Stuart Mill
wurde heute vor 200 Jahren geboren. Mill würde sich im Grab umdrehen, würde er die Entwicklungen seit 9/11 auch in der Schweiz erleben. Besonders den “Wir Liberalen” würde es gut anstehen, die Forderungen nach repressiven Gesetzen (s. etwa meinen Beitrag hier) an den philosophisch ökonomischen Ansätzen Mills (oder an den eigenen Idealen) zu überprüfen.
Die NZZ bringt heute zwei lesenswerte Beiträge über John Stuart Mill (hier und hier), woraus ich eine der entscheidenden Überlegungen zitiere:
Der Kern von Mills Liberalismus liegt in der Mässigung und Begrenzung der Sanktionsgewalten von Staat und Gesellschaft zugunsten der Entfaltungspotenziale des Individuums. Die Begründung und Anwendung eines Sanktionsprinzips muss stets und möglichst umfassend die «Sanktionskosten» berücksichtigen. Der von David Lyons eingeführte Begriff deckt nicht nur monetäre Kosten der Überwachung und Kontrolle ab, sondern auch die sogenannten moralischen Kosten, die in der Verletzung von Rechten und der Selbstachtung manipulierter und kontrollierter Bürger bestehen. Die Kehrseite des «harm principle» ist die Ausscheidung des Paternalismus. Andere zu ihrem vermeintlichen (körperlichen, seelischen oder moralischen) Besten zu zwingen, ist kein zulässiges liberales Prinzip. Paternalismus gegenüber mündigen Personen verletzt nicht nur deren individuelle Rechte, sondern führt auch zu einer unerwünschten Zentralisierung von Macht sowie zu kontraproduktiven Formen der Bürokratie (Jean-Claude Wolf, Lob des Exzentrikers, NZZ vom 20./21.05.2006, 71).