Moralinsaure NZZ
Nach der Veröffentlichung des US-Folterberichts kritisiert Rüesch in der NZZ, es werde die falsche Debatte geführt. Es gehe nicht darum,
ob Foltermethoden etwas nützen oder nicht.
Da sich das nie beweisen lasse, sei die Frage unerheblich. Entscheidend sei vielmehr,
dass Folter zutiefst unmoralisch ist.
Wer es nicht glaubt: NZZ Nr. 288 vom 11.12.2014, 21.
Ich sehe nicht, was daran so speziell bzw. unglaublich ist. Ich bin – wi ehoffentlich die grosse Mehrheit – auch gegen die Folter, egal ob sie “nützt” oder nicht.
Die westliche Welt rühmt sich der Rechtsstaatlichkeit, wohl nicht zuletzt deshalb, weil die Moral keine tragfähige Basis sein kann. Ich bin sicher, dass die meisten Folterknechte aus ihrer Sicht moralisch vertretbar handeln. Moral wird nie ein beständiger und zuverlässiger Massstab sein. Ich vertraue lieber auf das Recht.
Recht nützt auch nicht wenn es nicht angewendet wird.
Ich bin zwar kein Psychologe, aber könnte mir vorstellen, dass diese Folterknechte zwar durchaus insgeheim moralische Skrupel hatten, welche sie hinter einer geeigneten Fassade verdrängten, wie z.B. “es war Befehl von oben”.
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Andererseits werden sie auch einen Kick bei Anwendung der brutalen Methoden genossen haben, so wie es bei vielen süchtig machenden Tätigkeiten der Fall ist.
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Das sich die USA ebenso wie die Eidgenossenschaft einer besonderen Rechtsstaatlichkeit rühmen, ist im 1. Fall komplett widerlegt und im 2. Fall zu oft auch nicht wirklich gerechtfertigt.
Wobei das Recht auch auf moralischen Überlegungen fusst und die vorliegenden Foltermassnahmen rechtlich abgesegnet wurden.
Ach ja auf das “Recht”? Etwa auf dasselbe “Recht” das eine US-Invasion im Irak legitimiert aber in Syrien nicht? Oder etwa dasselbe Recht das für alle gelten soll nur für die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates nicht? Oder doch etwa dasselbe “Recht” das für alle Schweizer Bürgerinnen und Bürger gilt, ausser für die VR grosser Konzerne (Fall UBS, Fall Swissair)? Es bleiben doch auch hier enorme Zweifel…