Seit Dienstag bin ich Beschuldigter

Mit diesen Worten beginnt Hanspeter Bürgin einen Artikel (kostenpflichtig) in der SonntagsZeitung. Darin berichtet er über bisher noch nicht öffentlich diskutierte Pannen, die sich die Bundesanwaltschaft in der Affäre Roschacher geliefert hat. Bürgin, Leiter Wirtschaft bei der SZ, ist einer der Journalisten, gegen welche wegen Verdachts der Veröffentlichung amtlicher geheimer Verhandlungen (Art. 293 StGB) ermittelt wird. Aus dem Beitrag:

Gemäss Fabbri sei es «ak­tenkundig », dass ich ehemals bei der Bank Vontobel angestellt war. «Zur Zeit als der Beschuldigte Holenweger CEO bei der Bank Vontobel war.» Hier irrt sich die BA um ganze 5 Jahre. Holenwe­ger hatte die Bank 1995 verlassen. Ich begann dort im Januar 2000.

SonntagsZeitung-Kolumnist Markus Gisler ist ein anderer Jour­nalist, der auf Holenwegers Liste auftaucht. In der Branche ist be­kannt, dass er mit Holenweger seit Jahren befreundet ist. Gisler kennt ihn so gut, dass er von seiner Un­schuld überzeugt ist. Auch er pub­lizierte Artikel, die den Untersu­chungsbehörden nicht behagten. Fabbri sagte gegenüber der Sub­kommission aus, dass es zwischen Gisler und Holenweger «eine Ver­bindung finanzieller Art» gebe. Gemäss den vorliegenden Akten schulde Gisler «Herrn Holenwe­ger ca. 300 000 Franken für den Aufbau einer Gesellschaft. Mehr wissen wir nicht.» Auch diese Aus­sage, die ein Abhängigkeitsver­hältnis impliziert, ist falsch. Ho­lenweger investierte 300 000 Fran­ken in die Firma Acter, bei der Gisler Verwaltungsrat war, und er­hielt dafür Aktien. Das Geld zahl­te er auf ein Aktiensperrkonto ein, zu Gisler floss kein Geld. Bis heu­te sah sich niemand veranlasst, die­se Informationen zu verifizieren.

Öffentlich diskutiert wurde bisher erst die inzwischen widerlegte Behauptung der Strafverfolger, auf den Holenweger-Charts seien mehrere Handschriften enthalten. Erst diese Fehlleistung hatte den unsäglichen Reinfall der GPK-Subkommission ermöglicht. Diese setzt ihre „Ermittlungen“ unbeirrt fort – unter der Präsidentin, die sich zur veritablen Witzfigur machen liess, aber offenbar einfach im Gespräch bleiben will.