Urbaniok rechtfertigt sich (bzw. versucht es)
Bekanntlich wurde Frank Urbaniok heftig dafür kritisiert, dass er sich wenige Tage vor der Berufungsverhandlung im Fall Rupperswil öffentlich zu Wort meldete. Heute versucht er – wiederum in der “Schweiz am Wochenende” – seinen Diskussionsbeitrag zu rechtfertigen: Darf man das?
Natürlich darf man das. Wie Urbaniok selbst vielsagend feststellt, leben wir ja schliesslich nicht in Nordkorea. Nur, nicht alles, was man darf, ist auch geboten oder schlau. Und nur weil man etwas darf, ist Kritik daran noch lange nicht illegitim. Urbaniok schiesst mit seinem Rechtfertigungsversuch auch deshalb weit am Ziel vorbei. Ich hätte bspw. Antworten auf folgende Fragen erwartet:
- Wieso schickte er seinen Fachartikel, der erst nach dem Berufungsverhandlung publiziert wurde, vor der Verhandlung an die Staatsanwaltschaft und die Gutachter, nicht aber an die Verteidigung?
- Wieso kündigt er einen Fachartikel öffentlich an?
- Wieso kritisiert er seine Kollegen, ohne Akteneinsicht und ohne Aktenkenntnis?
- Und warum tut er nun so, als verstünde er die Kritik nicht? Oder versteht er sie am Ende wirklich nicht?
Urbaniok ist eine Pumpe, leider wurde er nie gestoppt…
Er stoppt sich ja gerade selbst.
Na, das ist ja mal ein fundiertes Statement, zu dem sich jeglicher Kommentar erübrigt. Und ehrlich gesagt will mir auch nicht recht einleuchten, was die in die Runde geworfene Frage soll, ob Frank Urbaniok sich rechtfertigen dürfe. Selbstverständlich darf er das. Genauso wie er und jedermann sonst seine Meinung zu Dingen äussern darf, wenn es ihm wichtig erscheint. Genauso wie es Ihnen wiederum freisteht, diese Meinung (und eine allfällige Rechtfertigung) zu kritisieren. Allerdings hat die Kritik dann, wenn es sich um ein fachlich komplexeres Gebiet als „Gluggere“ handelt, zumindest im Ansatz zum eigentlichen Thema beizutragen, in casu also zur Frage, ob eine Aussage zur Therapierbarkeit des Täters gemacht werden kann, wenn dessen Motivation gar nicht geklärt und somit nicht ersichtlich ist, worauf eine Therapie einwirken müsste und ob sie dies auch könnte. Von alldem lese ich hier nichts…
Kritisieren ist oftmals einfacher, als etwas “erschaffen oder darlegen”… Ob nun der Zeitpunkt passend war oder nicht (das ist eine andere Frage): Recht hat er mit seinen generellen Erläuterungen und Feststellungen in/bei/mit diesem (medialen) Fall als Aufhänger trotzdem… Lieber also sachliche und fachliche Fragen aufwerfen und Diskussionen anregen als Besserwisserei und unreflektierte Parolen… Oder sind Wortmeldungen nur noch für Wutbürger geboten…? 😉
(Und falls sonst noch Fragen offen sind, dann dürfen die ihm wohl direkt persönlich zugestellt werden – er scheint ja für Fragen und Diskussionen offen zu sein…) 😉