Weit haben wir es gebracht …
Die schweizerischen Strafbehörden scheinen regelrecht Freude daran zu haben, Unschuldige (oder müsste man sagen: als unschuldig geltende Personen?) zu verhaften und in den Untersuchungsgefängnissen schmoren zu lassen. Die Beschränkungen der Freiheitsrechte in der prozessualen Haft sind im Vergleich zu Rechtsstaaten (oder müsste man sagen: anderen Rechtsstaaten?) besonders streng, indem Kontakte zur Aussenwelt aus reiner Praktikabilität massiv eingeschränkt werden, ohne in der Praxis nach dem Haftgrund zu unterscheiden. Selbst der an sich freie Verkehr mit der Verteidigung ist faktisch alles andere als frei.
Über die Beschränkungen des Kontakts im Kanton Waadt, wo pro Woche entweder ein Besuch oder ein Telefonat erlaubt ist, hat sich ein junger Kosovare bis vor Bundesgericht ohne Erfolg beschwert. Er hat aber immerhin die unentgeltliche Rechtspflege gekriegt und das Bundesgericht zu einer kritischen Erwägung motiviert (BGer 1B_17/2015 vom 18.03.2015):
Un droit supplémentaire à des conversations téléphoniques peut certes être accordé dans des circonstances particulières, lorsqu’un proche se trouve dans l’incapacité d’exercer un droit de visite ou en raison de circonstances exceptionnelles (maladie grave d’un membre de la famille par exemple), et pour autant qu’il n’existe pas de risque particulier, notamment de collusion (arrêt 1B_170/2014 du 12 juin 2014 consid. 2.2). Comme cela est rappelé ci-dessus (consid. 3.2), cela impose une pesée de l’ensemble des intérêts en présence. Dans ce sens, la pratique du Ministère public apparaît trop restrictive en ce qu’elle ne permet apparemment aucune dérogation au principe strict d’une visite ou d’un appel téléphonique hebdomadaire. Une telle dérogation ne saurait certes être accordée qu’à titre exceptionnel, dans des cas graves, l’administration pénitentiaire étant également tenue de veiller à l’égalité de traitement de l’ensemble des détenus. Contrairement toutefois à ce que soutient le Ministère public, celui-ci ne saurait, pour de simples motifs d’organisation, refuser par avance d’examiner une demande faisant état de motifs particuliers.
En l’occurrence, pas plus dans sa demande que dans ses recours, le recourant n’a indiqué les motifs pour lesquels ils demandait à pouvoir bénéficier d’un appel téléphonique par semaine, en plus du droit de visite. Dépourvue de toute justification particulière, sa requête pouvait dès lors être écartée. Dans son résultat tout au moins, l’arrêt attaqué peut être confirmé (E. 3.4).
Le principe de la proportionnalité, consacré de manière générale à l’art. 36 al. 3 Cst. et rappelé, en matière d’exécution de la détention, à l’art. 235 al. 1 CPP, exige en effet que chaque atteinte à ces droits fasse l’objet d’une pesée d’intérêts dans le cadre de laquelle l’autorité doit tenir compte de l’ensemble des circonstances, soit en particulier des buts de la détention (prévention des risques de fuite, de collusion ou de réitération), des impératifs de sécurité de l’établissement pénitentiaire, de la durée de l’incarcération et de la situation personnelle du prévenu (notamment le lieu de résidence des proches et les besoins et possibilités réelles de correspondre et de recevoir des visites; arrêt 1B_170/2014 du 12 juin 2014 consid. 2.2) [E. 3.2].
Sie machen es sich mit Ihrem Feindbild etwas gar einfach.
Das Haftregime bestimmt gar nicht die Staatsanwaltschaft, sie beantragt nur die Versetzung in Untersuchungshaft. Die Annehmlichkeiten (oder deren Fehlen) hat in erster Linie mit der Personellen und Budgetären Situation der für den Vollzug der Untersuchungshaft verantwortlichen Organisation zu tun – in der Regel ist das das Amt für Justizvollzug.
Besuche und Telefonate müssen in Kollusionskonstellationen überwacht werden, Besuche brauchen zudem separate Räumlichkeiten mit entsprechender Infrastruktur. Nach meinem Verständnis ist die Situation mit einem Besuch/Telefonat pro Woche noch einigermassen zu bewältigen, zumindest wenn man eine gewisse Flexibilität für Not- und Härtefälle sowie Anwaltsbesuche bewahren will. Mehr Besuche würden einfach erheblich mehr Personal und deutlich grössere Haftanstalten bedingen, als derzeit zur Verfügung stehen. Mit autoritärem Gehabe von Behörden hat dies überhaupt nichts zu tun.
Der Bürger bekommt letztlich den Rechtsstaat, den er für sich und andere zu bezahlen bereit ist.
Mein Feindbild?
Das stimmt nach Kanton nur teilweise, in St. Gallen z.B. untersteht lediglich das Regionalgefängnis Altstätten, direkt dem Amt für Justizvollzug, alle anderen Gefägnisse unterstehen der Kantonspolizei.
In einigen diesen Untersuchungsgefängnissen ist die Lage viel drastischer so wird z.B. in Flums oder auch in Uznach wegen fehlender personeller Ressourcen noch nicht einmal täglicher Hofgang gewährt, an Sonntagen bleibt dieser aus.
Telefonate mit der Verteidigung ausgehend vom Häftling sind komplett untersagt, ebenfallls mangels Ressourcen, besuch benötigt eine Bewilligung der Staatsanwaltschaft.
Diese Liste könnte fortgesetzt werden. Ist ja aber offenbar bloss ein Problem der Ressourcen, nicht des Rechts.
Ja das sehe ich etwas anders, gerade beim Hofgang handelt es sich um Grundrechte, Untersuchungshäftlinge können in vielen Gefängnissen nur beim Hofgang rauchen, das bewusste auf Entzug setzen kann dann durchaus auch mal als zermürbungstaktik anfesehen werden, in jedenfall führt es zu höher Entschädigungen z.b. bei Überhaft
Immerhin werden die Untersuchungshäftlinge in der Schweiz nachts (vielleicht) nicht alle 15 Minuten geweckt. Vgl. http://www.spiegel.de/panorama/justiz/middelhoff-schlafentzug-in-u-haft-ist-das-realistisch-a-1027173.html
Solange kein rechtsgültiges Urteil vorliegt gelten Beschuldigte als unschuldig. Es dürfen somit nur Einschränkungen verfügt werden, welche mit Kollusionsgefahr belastbar bewiesen sind.
Wenn keine Kollusionsgefahr besteht, gibt es m.E. keinen Grund für die Beschränkung von Telefongesprächen.
Bei Besuchen entsteht ein zusätzlicher Aufwand, so dass es eine Ermessensfrage ist, wo man die Grenze setzen will. M.E. dürften Anwaltsbesuche überhaupt nicht gezählt werden. Bei den übrigen Besuchen scheint mir 1x pro Woche je nach Situation äusserst knapp bemessen. Wenn z.B. der/die Lebenspartner(in) 1x pro Woche kommt, so müsste es auch noch eine zweite Möglichkeit geben, also summa summarum z.B. 6 Besuche pro Monat.
Es ist beschämend, wenn ein reicher Staat wie Helvetien dies nicht effizient organisieren und finanzieren will.